1241 schenkten die Grafen Hartmann IV. von Dillingen und Kyburg und sein Sohn, Hartmann V., einer Gruppe von Frauen ein Haus und Grund als Lebensgrundlage an der Stadtmauer. Diese Frauen führten wahrscheinlich schon vorher als Beginen ein gemeinschaftliches religiöses Leben.

von Sr Nicole Oblinger OSFFranziskus: Cimabue um 1278 Gestaltung Sr. Nicole Oblinger OSFFolgenden Auftrag erhielten die Schwestern: „Die Klosterfrauen sollen Gott, unserem Schöpfer, zum Trost aller gläubigen Seelen friedlich, andächtig und eifrig dienen, ihn loben und ehren.“
1303 schloss sich diese Gruppe auf den Rat von Bischof Degenhard von Augsburg der Straßburger Provinz der Minderbrüder an. Die Schwestern übernahmen die Regel des sog. Regulierten Dritten Ordens.

Unsere Gemeinschaft gilt als die älteste franziskanische Frauengemeinschaft nördlich der Alpen.

600 Jahre lang blieb die Stadt Dillingen der einzige Wirkungsort der Dillinger Franziskanerinnen. Die Schwestern blieben offen für die Nöte ihrer Zeit und suchten die ihnen möglichen Antworten. Krisenzeiten (Brand, der Haus und Stiftungsurkunde vernichtete, Pest, Vertreibung im 30-jährigen Krieg...) überstanden sie als Gemeinschaft aus dem Geist des Evangeliums. 

1774 übernahmen die Schwestern nach Aufforderung des Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus von Augsburg den Unterricht für Mädchen, für die es keine Schule gab. Die Schwestern stellten ihr bisheriges Gästehaus zur Verfügung und bauten es auf eigene Kosten zur Schule um. Als „Angelina-Egger-Schule“ wird sie, seit der Säkularisation als staatliche Grundschule, am gleichen Ort geführt.


1803 veränderte sich durch die Säkularisation die gesamte bisherige Ordnung. Der Staat enteignete die klösterlichen Gemeinschaften und verbot auch den Dillinger Franziskanerinnen, junge Frauen aufzunehmen. Die Dienste in der Schule übernahmen die Schwestern weiter. Der Unterhalt der kleinen Schwesterngruppe war durch die „Pension“, die der Staat gewährte, zu wenig zum Leben. Armut, Hunger, Krankheit und Alter verminderte die Zahl der Schwestern.

Klosterstich 1776, Ort Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen

1827 lebten noch 5 Schwestern. Ihr Glaube und die Hoffnung auf Leben, ihr Dienst in Schule und Gemeinschaft, hielt sie zusammen. Sie schrieben regelmäßig an den König von Bayern und baten um die Erlaubnis, wieder junge Frauen aufnehmen und die Gemeinschaft in die Zukunft führen zu können.

1827 erlaubte ihnen König Ludwig I wegen ihrer Dienste an den Menschen, wieder Novizinnen aufzunehmen.
Die ersten beiden Novizinnen waren Clara (Maria Theresia) Haselmayr und Anna (Maria Ludowika) Wille. Weitere Eintritte folgten.
1837 begannen sie im Pfortenstübchen des Mutterhauses mit der Erziehung und Bildung von Säuglingen und Kindern bis zur Einschulung.

1847 wagten die Schwestern in Zusammenarbeit mit Regens Johann Evangelist Wagner einen Neuanfang: Kinder, Menschen mit Behinderung, die keine Förderung und Wertschätzung erfuhren, sollten Pflege, Bildung, Erziehung, Arbeit, Wertschätzung und Beheimatung erfahren. Damit ist der Grundstein für das heute große Sozialwerk der „Regens-Wagner-Stiftungen“ gelegt worden.

In der Folgezeit übernahmen die Schwestern Erziehung und Bildung in Schulen, Kindergärten und Heimen, weit über das Stadtgebiet hinaus: in Schwaben, Unterfranken, Oberpfalz, Oberbayern lebten sie in Gemeinschaften dort, wo sie arbeiteten.

Auch aus Württemberg bat man um Schwestern; diese durften jedoch aus politischen Gründen nicht bei einem bayerischen Mutterhaus bleiben. So entstanden die Gemeinschaften der Franziskanerinnen von Sießen, Heiligenbronn und Bonlanden unter der Begleitung Dillinger Schwestern.

Au am Inn entwickelte sich ebenfalls als eigenständige Gemeinschaft.

Unter der Leitung der Meisterin Maria Theresia Haselmayr wuchs die Gemeinschaft sehr rasch. Bei ihrer Wahl zur Meisterin im Jahr 1836 zählte sie 11 Mitglieder. Im Jahr ihres Todes 1878 waren es über 200 Schwestern, die im Mutterhaus und in 20 Filialen lebten.

Viele junge Frauen suchten auch nach der Zeit von Theresia Haselmayr Aufnahme bei den Dillinger Franziskanerinnen. Neben weiteren Filialgründungen in Bayern und in der Pfalz begannen Schwestern 1913 in den USA, 1937 in Brasilien, 1960 in Spanien, 1963 in der Schweiz, 1967 in Rom-La Storta, 1976 in Indien zu leben.

Nach dem II. Vatikanischen Konzil zählte die deutsche Provinz etwa 1500 Schwestern, diese Gruppe war für eine einzige Provinzleitung zu groß. Die Religiosenkongregation in Rom beauftragte die Generalleitung, die Teilung der großen Provinz durchzuführen. Zum 01.09.1973 entstanden darum drei deutsche Provinzen.

Die drei deutschen Provinzen mit Sitz in Bamberg, Dillingen und Maria Medingen mit inzwischen etwa 355 Schwestern vereinigten sich wieder zum 01.01.2022 und nennen sich „Dillinger Franziskanerinnen, Deutsche Provinz“ mit Sitz in Dillingen.