Es ist gut, Vorbilder zu haben: Sie geben uns nicht nur hilfreiche Worte mit auf den Weg, sondern wirken durch ihr Leben ansteckend. Franziskus und Klara von Assisi sowie Elisabeth von Thüringen sind für uns solche Vorbilder. Manches in ihrem Leben mag zeitbedingt sein – uns trennt ein Abstand von 800 Jahren – doch anderes bleibt aktuell.
Für uns Dillinger Franziskanerinnen ist – wie unser Name schon sagt – Franziskus maßgeblich. Deshalb haben wir ihn auch zum Ordenspatron der Deutschen Provinz gewählt. Bewusst entschieden wir uns für die Bezeichnung „Bruder“ Franziskus. Denn die Geschwisterlichkeit, die er lebte, fasziniert uns.
Bruder Franziskus wusste sich als Bruder aller Menschen, ja, aller Geschöpfe. Er lebte aus dem Glauben, dass alles miteinander verbunden ist. Weil Gott alles und alle geschaffen hat, sah er in allem und allen Geschwister. In seiner Gemeinschaft sollte es keine Rangunterschiede geben. Die Grenzen, die die Kirche und Gesellschaft seiner Zeit gegenüber Menschen zogen, übersprang er: Er umarmte Aussätzige genauso, wie er das Gespräch mit Andersgläubigen suchte. Allen begegnete er auf Augenhöhe. Daran orientieren wir uns in unseren Begegnungen.
Francesco Bernardone
*1182 in Assisi (Italien) I + 3.10.1226 in Assisi
Gedenktag ist der 04.10.
Als Sohn wohlhabender Eltern erlebte er eine unbekümmerte Jugend und hatte hochfliegende Pläne. 1205 zog er in den Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia, geriet in Gefangenschaft und kam krank und innerlich als ein anderer Mensch zurück. Seit dieser Zeit suchte er nach seinem Weg.
Es zog ihn zu den Armen und Ausgegrenzten. Er suchte kleine Kapellen zum Beten auf. Waren sie vom Zerfall bedroht, bettelte er um Steine und baute sie wieder auf. Sein Vater, der reiche Kaufmann, verstand seinen Sohn nicht mehr und enterbte ihn öffentlich. Franziskus gab ihm alles, auch seine Kleider, die er trug, zurück. Nun war für ihn nur noch Gott sein Vater.
Bewegt vom Evangelium und unbeirrt von Spott zog Franziskus nun als Wanderprediger, wie einst die Apostel, durch das Land. Sein Lebensthema wurde es, dem armen Jesus nachzufolgen. Bald brachte er wohlhabende Bürger wie kleine Leute zum Nachdenken. Viele schlossen sich ihm an und bildeten eine Gemeinschaft ohne Standesunterschiede. Frauen und Männer ließen sich von ihm inspirieren und in die Jesusnachfolge rufen.
Chiara Offreduci
*1193/94 in Assisi (Italien) I + 11.08.1253 in Assisi
Gedenktag ist der 11.08.
Als Tochter wohlhabender Adeliger ist Klara in Assisi geboren und aufgewachsen. Dort erlebte sie den Kaufmannssohn Francesco, der erst als Lebemann auffiel, nach seiner Bekehrung jedoch als „Armer unter den Armen“ die Nachfolge Jesu lebte. Tief davon beeindruckt verließ sie gegen den Willen ihrer Familie heimlich das Heimathaus und begann bei den Brüdern ein religiöses Leben in Armut.
Mit Hilfe von Franziskus gründete sie eine Frauengemeinschaft in der kleinen Kirche von San Damiano vor den Toren Assisis. Nur formal nahm sie die benediktinische Regel und den Äbtissinnen-Titel an. Sie wollte Schwester ihrer Schwestern sein und wie die Brüder in Armut und ohne die Sicherheit von Grundbesitz leben. Papst und Kirche trauten dies „schwachen“ Frauen nicht zu. So mussten sie um das „Privileg“ der Armut kämpfen. Schließlich schrieb Klara als erste Frau in der Kirche eine eigene Ordensregel, die wie die des hl. Franziskus beginnt: „unseres Herrn Jesu Christi heiliges Evangelium zu beobachten“. Erst kurz vor ihrem Tod erhielt sie dafür die Bestätigung.
*1207 in Pressburg (Ungarn) I + 1231 in Marburg an der Lahn Gedenktag ist der 19.11.
Elisabeth war die Tochter von König Andreas II. von Ungarn und seiner Frau, Gertrud von Andechs. Als Vierjährige wurde sie mit dem Thüringer Landgrafensohn Hermann verlobt und von Ungarn auf die Wartburg / Thüringen gebracht. Hermann starb jung, sein Bruder Ludwig verliebte sich in Elisabeth. 1221 heirateten die beiden; sie war 14 Jahre alt. Drei Kinder wurden den glücklichen Eheleuten geschenkt.
Elisabeth zeichnete sich durch hohe Sensibilität gegenüber den Armen aus. Das Leben der Franziskaner begeisterte sie. So war sie nicht nur von oben herab „wohltätig“, sondern suchte die Armen auch persönlich auf. Aber nur weil ihr Mann zu ihr stand, war ihr das möglich.
Nach seinem Tod 1227 widersetzte sie sich einer Wiederverheiratung und verließ die Burg, um ihre Liebe zu Gott und den Menschen radikal zu verwirklichen. Ihre Kinder gab sie notgedrungen in die Obhut Verwandter.
Mit ihrem Witwenvermögen errichtete Elisabeth 1229 in Marburg ein Spital und benannte es nach Franziskus. Sie arbeitete dort als Pflegerin bis zu ihrem Tod mit 24 Jahren.
Dillinger Franziskanerinnen I Deutsche Provinz
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